Und plötzlich sind die Zwillinge da- unser Geburtsbericht

Und plötzlich sind die Zwillinge da- unser Geburtsbericht

So dramatisch es klingt – manchmal entscheidet der Zufall/das Universum/Karma oder wie auch immer man es nennen mag über Leben und Tot. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum wir ausgerechnet am Sonntagabend noch ins Krankenhaus gefahren sind….

Aber der Reihe nach. Donnerstag war ich nochmal beim Doc. Seiner Meinung nach war alles ok- „schon ein bissel Druck nach unten“ aber sonst alles in Ordnung. Ich hingegen fühlte mich schon wirklich gar nicht mehr wohl und konnte vor allem nachts kaum noch schlafen. Ich konnte es einfach in keiner Position länger als 20 Minuten aushalten.

Samstag haben mich meine Mädels mit einer tollen Babyparty überrascht, wodurch ich da echt gut abgelenkt war. Samstagnacht musste ich mich zusätzlich zum „nicht-Liegen“ – Können noch ein paar Mal Übergeben (was ja auch nix neues war😉). Ich kam dann jedes Mal total zitternd ins Bett zurück – was meinen Mann verständlicherweise etwas beunruhigt hat.

Sonntag tagsüber war es nicht wirklich besser. Daher habe ich versucht ein wenig zu Schlafen und am späten Nachmittag schlug Leo vor ins Krankenhaus zu fahren. Ich war sehr unsicher und konnte mich einfach nicht entscheiden. Wehen hatte ich ja keine (dachte ich jedenfalls) und ich war sicher, dass ich eben „Einfach nur mit Zwillingen schwanger war“ und man da nichts machen kann. Doch aus irgendeinem Grund (Zufall, Karma oder was auch immer) haben wir uns entschieden in die Klinik zu fahren in der Annahme dort wieder nach Hause geschickt zu werden….

Im Krankenhaus

Also marschierten wir zur Kreissaal-Anmeldung und schilderten meine Symptome. Entgegen meiner Annahme wurden wir ernst genommen und die Hebamme machte erst einmal ein sehr langes CTG. Im Anschluss daran wurde von den Ärzten ein Ultraschall gemacht. Ein sehr ausführliches. Was echt ein wenig qualvoll war – da ich ja kaum liegen konnte.

Es wurde festgestellt, dass a) viel zu viel Fruchtwasser da ist und der Bauch dadurch wirklich viel zu gespannt war und b) das Fruchtwasser ungleichmäßig verteilt ist. Ein Zwilling hatte laut Ärzten einen großen Swimmingpool, der andere eher eine kleine Pfütze.

Nun gut es hieß erstmal: „Wir behalten Sie über Nacht in jedem Fall hier, morgen können Sie bestimmt wieder nach Hause.“ Mein Mann sollte also nach Hause Klamotten holen für eine Nacht und es sollte noch einmal ein anderes CTG gemacht werden. Ein sogenanntes Oxford – CTG. Uns wurde es als ein CTG beschrieben, bei dem die Auswertung durch ein Computerprogramm erfolgt und dadurch ein Wert bestimmt wird – welcher dem Arzt erlaubt Rückschlüsse auf den Zustand der Babys zu schließen (oder so ähnlich). Es hat wirklich ewig gedauert bis die Hebamme beide Herztöne mit den Sensoren finden konnte (ein Herzton war sehr dominant) und nach fast einer Stunde konnte der PC immer noch keine Auswertung des CTGs machen. Ich wäre beinahe durchgedreht – weil ich wirklich einfach nicht liegen konnte und mittlerweile schon 2 h CTG hinter mir hatte und 1 h Ultraschall – alles liegend.

Wird es ernst?

Es wurde ein 2tes Ultraschall gemacht und irgendwie plötzlich des Öfteren gefragt, ob denn mein Mann schon wieder da sei…. Ich weiß nicht ob es uns nur so vorkam oder wir vorher irgendwie nicht den Ernst der Lage verstanden hatten. Jedenfalls für meinen Geschmack sehr plötzlich stand zur Diskussion ob die Kinder in dieser Nacht geholt werden sollen…  Der Grund für die Ärzte war einfach das Zwilling 2 mit dem Ultraschallgerät schwer darstellbar war (durch die Lage und das viele Fruchtwasser) und seine Herztöne auch nicht berauschend waren (Oxford-CTG war nicht auswertbar). Die Kinderärztin kam vorbei und hielt mir einen kleinen Vortrag über Lungenreife (Ich bekam dann auch noch die Lungenreifenspritze- ziemlich schmerzhaft). Zeitgleich kamen dann auch meine Blutwerte- welche eine Entzündung anzeigten. Die Ärzte hätten sehr gerne trotzdem noch bis zum Morgen auf die leitenden Ärzte gewartet. Diese haben aber (Gott sei Dank) telefonisch um 22:45 Uhr entschieden die Kinder diese Nacht zu holen.

Es geht los – Vorbereitung

Es folgte also die Aufklärung über die Risiken eines Kaiserschnittes (und der dazugehörigen Narkose) und dann ging es gefühlt sehr schnell. Zunächst musste ich eine sehr süße Flüssigkeit trinken, die verhindern sollte, dass mir während der OP schlecht wird und dann wurde ich umgezogen und rasiert. Drüben im Kreissaal war ich trotz der ganzen Aufregung überrascht von der Anzahl der anwesenden Menschen. Mindestens 10. Narkose-Arzt plus seine Schwester, 2 Ärzte für den Kaiserschnitt plus 2 Schwestern, 2 Kinderärzte mit Helfern. Eigentlich auch egal. Ich weiß nicht mehr ob zuerst der Blasenkatheter (ging sehr schnell und nicht der Rede wert) gelegt wurde oder erst die Anästhesie. Die Betäubung war auf jeden Fall sehr aufregend. Es wird ja erst eine kleine Betäubungsspritze in den Rücken gesetzt und dann erst die Spinalanästhesie durchgeführt. Da bei der Spinalanästhesie das Betäubungsmittel in den Rückenmarkskanal zwischen zwei Lendenwirbel gespritzt wird, darf man sich hier auf keinen Fall bewegen. Soweit so gut. Es wurde Spritze 1 gesetzt und obwohl ich mich nicht bewusst bewegt habe, habe ich reflexartig gezuckt. Super. Für die nun folgende tatsächliche „Betäubung“ wurde ich daher von vielen der anwesenden Menschen festgehalten – was ich als sehr angenehm und sicher empfand. 

Der Kaiserschnitt

Nun durfte mein Mann wieder zu mir und hat während der ganzen OP Händchen gehalten. Nun verschwimmen die Erinnerungen etwas.

Schmerzen hatte ich während des Eingriffs selbstverständlich nicht, man spürt die „Arbeit im Bauchraum“ allerdingt als ein unangenehmes Zuckeln / Druck. Ich fand es aber plötzlich extrem kalt. Während der OP wird konstant Flüssigkeit injiziert und ich hatte das Gefühl, als wenn Eiswasser durch meine Blutgefäße fließt. Ja ich weiß – klingt etwas seltsam- war aber so. Dementsprechend habe ich auch gezittert- laut meinem Mann wie bei einem Elektroschock…

Ich merk schon klingt auch nicht besser. Irgendwann wurde mir dann total übel und ich dachte ich müsste mich auch noch übergeben. Also waren Leo und der Anästhesist damit beschäftigt die entsprechende Schale bereit zu halten. Der Anästhesist versuchte mich zu beruhigten und meinte, dass die Babys schon längst in anderem Zimmer sind und die anderen Ärzte schon dabei sind mich wieder zu nähen und wir fast fertig waren.

Baby-Hand

Baby-Hand

Baby-Fuss

Baby-Fuss

Die Babys sind da…

Was? Die Babys waren schon da. Hatten Leo und ich gar nicht mitbekommen. Leo durfte dann in den Raum, in dem die Versorgung der Boys stattfand und kam grinsend wie ein Honigkuchenpferd wieder raus und konnte sich aber an nichts so richtig erinnern. Ich wurde in einen anderen Raum geschoben und wir haben dann ewig gewartet. Man sagte uns, dass die Zwillinge auf dem Weg zur Kinderintensiv-Station bei uns vorbeigefahren werden und ich sie dann kurz sehen kann. Das geschah so gegen um 03:00 Uhr (geholt wurden die Boys um 0:12/0:13). Die Zeit bis dahin kam mir ewig vor und ich habe mir ganz schön Sorgen gemacht. Der Zustand der Jungs war zunächst schlechter als die Ärzte es für die 30 SSW erwartet haben aber besonders für Raphael war es allerhöchste Eisenbahn. Laut Ultraschall hatte ja ein Zwilling (Aaron) viel Fruchtwasser und der andere Zwilling (Raphael) wenig. Beim Kaiserschnitt hat man letztendlich festgestellt, dass Raphael gar kein Fruchtwasser mehr hatte und von Aaron plattgedrückt war. So schlimm, dass er an beiden Knien und Oberkörper offene Schürfwunden hatte. Der Arzt meinte ein paar Tage später: „Raphael sah aus wie vom Auto überfahren“. Zudem ist fraglich ob Raphael am nächsten Tag noch gelebt hätte. Was ein Glück. Wir können es immer noch nicht fassen und sind so froh, dass wir uns (Zufall/Universum/Karma/ Gott oder wie auch immer man es nennen mag) an dem Sonntag  entschlossen haben in die Klinik zu fahren… Darf ich vorstellen:

 

Aaron - Zwilling 1

Aaron – Zwilling 1

Raphael - Zwilling 2

Raphael – Zwilling 2

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