Die Angst vor schlaflosen Nächten bzw. Umstellung auf „Stillen on Demand“

Die Angst vor schlaflosen Nächten bzw. Umstellung auf „Stillen on Demand“

Stillen nach Bedarf oder neumodisch Stillen on Demand bei Zwillingen – heißt das im schlimmsten Fall ich stille 24 h durch?

Durch den Klinikalltag hatten wir in den ersten Wochen einen schönen 4 Stunden Rhythmus. Die Katzen wurden im Krankenhaus um 0, 4, 8, 12, 16 und um 20 Uhr gefüttert und frisch gemacht. Herrlich planbar und einigermaßen genug Schlaf für Mama. Da wir für unseren Geschmack recht spontan aus der Klinik entlassen wurden, begann Leos Elternzeit erst eine Woche später – sprich ich musste die Minikatzen erst einmal eine Woche hauptsächlich allein versorgen. Daher habe ich mich für die erste Woche zu Hause sklavisch an den Klinik-Rhythmus gehalten und es funktionierte alles sehr gut. Kleine Babys wollen ja zum Anfang nur schlafen, essen und gewickelt werden. Sprich je nach dem wie lange ich für die Fütterungszeromonie gebraucht habe, hatte ich danach bis zur nächsten Runde zw. 2 und 3 Stunden Zeit zur freien Einteilung. Gegen Ende der Woche war es allerdings schon so, dass die Katzen im schlechtesten Fall schon 1,5 – 1h vor der nächsten Fütterung unruhig wurden- ich schätze mal Hunger 😉

Milchabpumpen in guter Gesellschaft

Apro pos Hunger. In der Klinik haben die Mäuse zum Ende konstant 55 ml bekommen, egal ob Pre-Nahrung oder Muttermilch. Im Krankenhaus habe ich eigentlich immer nur einen an die Brust angelegt, (das war ursprünglich die Idee der Stillberaterin um Überforderung zu vermeiden: erst nur einen anlegen und wenn man damit sicher ist, den zweiten dazu holen) per Waage kontrolliert wie viel ml getrunken wurde und dann den Rest der 55 ml mit Flasche oder zu Beginn per Magensonde ausgeglichen. Der andere Zwilling hat die 55 ml aus der Flasche bekommen. Erst habe ich immer den angelegt der wacher war- aber da das meist Raphael war- habe ich irgendwann immer gerecht abgewechselt.

die ersten Tage zu Hause

Da ich zu Hause zunächst keine Waage hatte, haben beide erst einmal die Flasche bekommen mit abgepumpter Milch mit 55 ml. Dazu hatten wir uns entschieden, da ich Angst hatte, dass beispielsweise nur 10 oder 20 ml von der Brust getrunken wurden und dann nach 1 h wieder Hunger und zack Gedankenkarussel an: die Zwillinge haben dann genau nicht parallel Hunger. Die ausschließliche Flaschenfütterung hat für mich extrem gut funktioniert und war v.a. verhältnismäßig schnell – in 1 h und maximal 10 min war alles erledigt (2 x Füttern, 2 * Bäuerchen, 2* Wickeln, neue Milch abpumpen).

Milchpumpe und Twins

Es war aber schon ersichtlich, dass die abgepumpte Milch nicht ganz für 6 Fütterungen a 2*55ml (660ml) ausreicht (wir hatten noch Milchvorräte aus der Klinik) ausreichen wird – powerabpumpen (1 h lang im Wechsel 10 min abpumpen, 10 min Pause) hin oder her. Und außerdem ist auch klar, dass 55 ml nicht für ewig genug sein konnte…

Was uns zu der komplizierten Frage bringt- wieviel sollte ein Baby trinken? Auf der Pre-Nahrung stehen Empfehlungen, allerding nicht Gewichtsentsprechend sondern altersentsprechend. Unsere Frühchen hätten also demnach xx ml trinken sollen – völliger Blödsinn…

Laut Hebamme bekommen an der Brust saugende Babys viel mehr aus der Brust als die Pumpe und der Bedarf wird dann durch die Milchproduktion ganz natürlich reguliert. Das glaube ich schon, auch das der Körper einer Frau locker auch Zwillinge oder Drillinge ernähren kann – nur vor den Konsequenzen hatte ich großen Respekt. Meine Schwester hat im November ihre Tochter geboren und hatte zum Anfang 8 Stunden reine Stillzeit pro Tag… ratter, ratter, ratter. Heißt das für mich bis zu 16 Stunden am Tag??? (Ich habe leider oft die Angewohnheit mir das „Worst-Case-Szenario“ auszumalen und dann schrecklich schlechte Laune zu bekommen). Ich stehe also im Kopf vor der fiktiven Entscheidung schnelle planbare und unkomplizierte Flaschenfütterung einzutauschen gegen ewig lange, häufige und unplanbarer Stillsessions. Heute Morgen hat zwar einer von beiden (kein Plan wer) laut Waage 60 ml getrunken allerding in 1 h und ein paar Minuten. Da hatte der andere noch nix getrunken und gewickelt war auch noch keiner…

Ist die Comfortzone zu retten?

In Wirklichkeit ist es aber so, dass der 4 h Rhythmus sowieso schwer bis gar nicht auf Dauer zu halten wäre. Denn a) weil wir gar nicht wissen können wieviel ml für angemessene Gewichtssteigerung nötig wäre, b) Es sind es ja keine Maschinen. Ich habe auch mal mehr und mal weniger Hunger.. und c) die Muttermilch reicht momentan eh nicht und ich möchte aber gerne, dass die Minikatzen soviel Muttermilch wie möglich bekommen. Und d) in der Traumvorstellung läuft das Stillen parallel und verkürzt sich in Zukunft deutlich und dauert kaum viel länger als Flaschenfütterung plus Abpumpen plus Flaschensäubern.  Hatte ich erwähnt, dass ich Panik vor 0 Stunden Schlaf habe??? Tja manchmal fällt es schwer eine Comfort-Zone zu verlassen /selbst wenn diese in absehbarer Zeit ehhh zerfällt. Also no Risk no fun oder wie mein Mann immer sagt: Make it Fun.. Los geht’s..  

Los geht´s:

Guter Dinge starteten wir morgens um 08:00 Uhr in unser Experiment – Wir stillen voll mit der Brust. Also Kind auf die Waage, anlegen bis es sich „ohnmächtig“ getrunken hat, Waage, Wickeln, Waage, Anlegen bis erschöpft und nochmal Waage. Resultat Aaron 20 ml und Raphael 30 ml. Normal hätten wir jetzt die Flasche rausgezogen, aber ganz streng sagt Papi: „Es gibt nix für die Katzen aus der Flasche. Sie müssen ordentlich Hunger haben und dann wird das schon“.

Hmmm etwas niederschmetternd aber nun gut ist ja noch früh am Tag. Erwartet habe ich, dass Sie (da sie ja nur so wenig getrunken haben) sich deutlich früher als sonst melden, aber nö. Erst gegen 12 werden die beiden langsam wieder munter und unsere neue Fütterungszeromonie beginnt von vorne. Ergebnis Aaron 20 ml und Raphael 20 ml. Differenz zu dem was die Twins normal bis um 12 getrunken hätten: 70 und 60 ml. Dad: „Es gibt trotzdem nix“. Ich mache mir natürlich Sorgen. Egal. Weiter ging es um 15:00 Uhr- also ein bisschen früher als erwartet „Hunger“. 40 ml getrunken. Nein – leider nicht jeweils, sondern zusammen.

Nun bricht langsam auch der Vater ein…. Vielleicht bekommen die Katzen gegen 20:00 Uhr doch was aus der Flasche. Gegen 17.30 werden die beiden wieder unruhig- Sie haben einfach Hunger. Sie schreien und trinken .. Yuchu! Und was sagt die Waage: 0 ml getrunken. What??? Leo kommt derweil vom Hundespaziergang zurück und wir beschließen die fehlenden ml bis dato auszugleichen. Katzen vs. „Vollbruststillen: 1:0 😉

Paralleles Stillen

Paralleles Stillen

nächster Tag

Hinter uns liegt eine sehr unruhige Nacht. Um 12 gab es die Flasche. Um halb 3 krähte Nr. 1 – also Flasche raus und den anderen geholt. Während ich Nr. 2 wickle, kotzt Nr. 1 seinen ganzen Schlafsack voll. Gut um 4 Uhr liegen wir wieder im Bett und versuchen wieder zu schlafen – was etwas schwierig ist, da die Katzen Bauchschmerzen haben (Jedenfalls denken wir das). Ab 6 Uhr wieder Gequengel, also anlegen. Gleiches Spiel um 08:00 Uhr. Nun ist es 9:45 Uhr und beide schlafen tief und fest. Pro Mahlzeit trinken beide zw. 20 und 30 ml. In meinem Kopfkino werden sie über die nächsten Tage immer träger und schläfriger und nehmen immer mehr ab und am Ende landen wir wieder im Krankenhaus. Ist wahrscheinlich natürlich Quatsch. Ahhhh ich habe es geahnt – ich werde eine Helicopter-Glucken-Mutti. Nachher kommt die Hebamme – mal schauen, was die so sagt. Jetzt ist Zeit den Schlafsack zu waschen.

Was sagt die Hebamme

Bevor die Hebamme kam, hatte ich natürlich noch mal einen Heulanfall während ich mich beim Stillen auf dem Bett im Spiegel gesehen habe. Ich persönlich fühle mich beim Stillen nicht so wohl. Eher unwohl. Wie ne Milchkuh- schwer zu beschreiben – irgendwie eklig. Erst mal Spiegel im Schlafzimmer abgehängt- bzw. beschlossen nur noch auf der Couch zu stillen, wo es deutlich bequemer für mich ist.

Nun gut Hebamme kommt zur Tür rein und fragt wie es mir geht. Ich antworte gut und fang natürlich an zu heulen … Super! Also was sagt die Hebamme?

Nicht mehr wiegen und Kinder einfach immer anlegen, wenn sie wach sind und solang sie wollen. Bloß nicht die Kinder extra wecken, entspannen und einfach laufen lassen. Die Natur hat das schon geregelt, dass kleine Babys nicht einfach verhungern, sondern sich lauthals melden werden. Babys nehmen sich schon was sie brauchen. Die Hebamme war der Meinung, dass die Katzen in der Klinik auch ganz schön gemästet werden. Egal ob Hunger oder nicht, Fritz wird genauso behandelt wie Karl und wie die Statistik sagt. Kann ich schon nachvollziehen und sie wird schon Recht haben. Abpumpen soll ich auch erstmal nicht, Zufüttern mit Pre-Nahrung darf ich ein wenig- wenn ich mich damit besser fühle…

Nachmittags

Am Nachmittag bin ich entspannt mit dem Hund los und einkaufen. Zum Anfang auch ganz nett. Auf dem Heimweg rief ich dann Leo an – ich war sicher, die Katzen haben Hunger. Aber Nein! Sie schliefen immer noch und mein Gedankenkarussel gleich wieder an…. Ahhhh sie werden verhungern… usw. und sofort. Ich komme zur Tür rein und sie krähen schon. Herrlich.

Mit dem Anlegeversuch bin ich dann sehr zufrieden- die Katzen haben (zumindest gefühlt) gut an der Milchbar zugeschlagen. Zwischen 8 und 9 haben die Beiden dann noch mal getrunken und sehr müde aber zufrieden ging es gegen 10 für uns alle ins Bett. Gegen 11 krähte dann Raph los bzw. da habe ich es gehört (bis dato hat Leo ihm in Zaum gehalten) – also Aaron auch wieder wach gemacht und total (von der Müdigkeit) angestrengt die beiden versucht im Bett zu stillen… Ja richtig im Bett…. Tzz ein Blick in den Spiegel (der leider wieder freigehängt war) gab mir dann den Rest….

Händchen-Halten beim Stillen

Händchen-Halten beim Stillen

Aaron war nicht munter zu bekommen und so passiert was passieren musste. Ich war gerade eingeschlafen da krähte dann Aaron los. Genauso hatte ich mir dieses Stillen nach Bedarf vorgestellt. Der Dicke hat sich dann obendrein auch noch extrem blöd angestellt- also er frustriert und ich frustriert- ab ging es zum Kühlschrank. Für mich (und den Hund) etwas Leberwurst und Schokolade und für den Dicken abgepumpte Milch. Endlich Ruhe um 0:45 Uhr. Um 2:15 beide wieder munter – also ab auf die Couch – viel bequemer und nebenbei fernsehen. Das gleiche noch mal von 5-6 Uhr – wenigstens war die CSI – Folge gut 😉 Um 08:30 Uhr dann finales Aufstehen. Fazit meiner ersten Stillnacht: durchwachsen. Es ist ganz klar alles unplanbarer und mein Mann kann mir in der Nacht nicht wirklich was abnehmen.

und jetzt?

Tagsüber ist das Stillen für mich mittlerweile echt in Ordnung. Warum? Vor allem weil die Minikatzen so unglaublich süß aussehen, wenn sie auf „Beute-Jagd“ gehen und sich auf Ihre Stillhütchen stürzen. Außerdem fällt das ganze Milchpumpengedöns weg – was wirklich super ist.

Oh Mann, ich war gestern Abend so müde und abgenervt. Gegen 10 Uhr  bin ich dann ins Bett sogar ins andere Zimmer (ohne Minikatzen) und mein Mann hat die ca. 0:00 Uhr Fütterung mit Pre-Nahrung übernommen. (Unser Milch Vorrat ist leider aufgebraucht) Nun habe ich gefühlt richtig lang geschlafen und fühle mich richtig erholt. Es ist mittlerweile 03:40 (morgens) und ich warte seit einer 1 h, dass die Minikatzen wach werden. Nix passiert. Ich pumpe ab. Und lege mich ins Bett. Um 05:30 werden sie wach und ich war natürlich müde. Also dachte ich geb ihnen einfach schnell die abgepumpte Milch (es waren jeweils 40 ml) – Tzzz tzzzz reichte ihnen natürlich nicht und so ging es dann doch noch auf die Couch zum stillen und gegen 07 Uhr zurück ins Bett.

Ein paar Tage später…

Tagsüber gefällt mir das Stillen nach Bedarf wirklich sehr gut. Es ist soo cool, nicht erst mit Flasche zu füttern und dann danach abzupumpen und dann den milchpumpenkrempel zu säubern. Tagsüber habe ich aber auch Geduld und könnte mich totlachen, wenn das Raubtier Aaronimus mal wieder alles „fängt“ – nur nicht das Stillhütchen. Die „Stillzentrale“ ist gut eingerichtet und ich werde immer sicherer im Handling. Ist schon ganz schön wuselig – die Mäuse neben mir auf die Couch legen – Stillkissen umschnallen, Mäuse irgendwie aufs Kissen heben, Stillhütchen anlegen und andocken. Mäuse gut beobachten und einzeln je nach Bedarf bei „Bäucherchen-Alarm“ anheben (ohne dass der Andere vom Kissen fällt).

Nachts sieht das alles ein wenig anders aus. Ich schrecke aus dem Schlaf hoch, die Katzen schreien, ich schaff es irgendwie in Trinkposition und dann „zuckelts “ an den Brustwarzen (tagsüber nehme ich das etwas unangenehme „Zuckel“ wohl irgendwie nicht so wahr) . Dann geht’s irgendwann zurück ins Bett und in letzter Zeit haben die Katzen dann Probleme zur Ruhe zu finden und es dauert gefühlt ewig bis ich wieder schlafen kann. Und z.T. passiert es, dass nur ein Zwilling in der Nacht Hunger hat und der andere nix trinken will aber wenn man dann endlich wieder schläft der andere dann plötzlich doch schrecklichen Hunger hat….  

Gut 3 Wochen später

Das Stillen klappt mittlerweile bei uns zu Hause auf der Couch ganz gut. Die Katzen nehmen gut zu, was heißt, dass Sie genug trinken. Tagsüber ist das Stillen kein Problem für mich. Gegen Abend 19 Uhr wollen die Mäuse gefühlt nur an der Brust hängen – ich kann mich also entscheiden – Geschrei und Babys umhertragen oder eben auf der Couch sitzen und zumindest in Ruhe !! TV /Netflix gucken können. Ja was soll ich sagen.. nachts nervt es mich immer noch, vor allem da ich da ganz allein für verantwortlich bin. Wir haben 2 mal die „gegen 12 uhr Fütterung“ mit Prenahrung ersetzt . Herrlich! Das hieß für mich über 4 h durchschlafen. Daher denken wir darüber nach, dass immer so zu machen. Ich werde berichten.

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