Oh ja das Stillen ist ein Ultra hochsensibles Thema. Und ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein „Still-Ratgeber“-Artikel schreibe. Aber mein letzter Artikel reicht nicht – ich muss nochmal Dampf ablassen. Druck der „Still-Mafia“
Ich habe überraschend viele Nachrichten bekommen von Frauen, die mir von ihren gescheiterten Stillgeschichten berichtet haben (hat mich echt gerührt – vielen Dank dafür). Da sind z.T. Träume zerplatzt, Erwartungen konnten nicht erfüllt werden und immense Selbstzweifel sind entstanden. Es werden sich große Vorwürfe gemacht, während auf Instagram mal wieder von diversen erfolgreichen „Stillern“ (Muttis bei denen das Stillen gut geklappt hat) auf den „Nicht-Stillern“ rumgehackt wird.

„Die sind doch faul, bequem und wollen es einfach nicht genug und erfinden nur Ausreden“ oder so ähnlich. Kann ich echt gar nicht nachvollziehen und erinnert mich ein wenig an die harz4ler, die alle nicht arbeiten wollen (Ironisch gemeint). Vor allem verstehe ich es nicht, ist ja nicht so, dass FlaschenBabys kein Essen haben wollen. Also was ist da faul und bequem?? Na egal.
Ich habe Mir während der Schwangerschaft um vieles Gedanken gemacht aber nicht ums Stillen- ist ja schließlich das natürlichste der Welt. Babys werden geboren, dann „krabbeln“ sie zur Brust und trinken ganz von allein. Und so stillten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Soweit die Theorie.

Läuft es so in der Praxis?

Hmm vielleicht bei einigen Frauen aber bestimmt nicht bei allen. Ich kenne jedenfalls einige bei denen es anders gelaufen ist.
Hat man vielleicht keine Hebamme (da man sich nicht am erstem Tag der Schwangerschaft drum gekümmert hat – anderes AufregerThema), sitzt man im HormonChaos des Wochenbetts zu Hause und das Baby schreit und es will ununterbrochen an die Brust.

Dann könnte man schon mal Selbstzweifel bekommen, ob denn die Milch reicht oder so ähnlich und Schwupps wurde versehentlich abgestillt und zumindest zugefüttert.

Da meine Twins ja viel zu früh geboren sind, waren wir zu Beginn viel in der Klinik. Die Klinik Friedrichshain ist sehr stillfreundlich und es wird sich Mühe gegeben, Mutti und Baby beim Still-Start zu unterstützen. Die Hinweise die ich da bekommen habe, möchte ich gerne teilen, da ich denke, dass das Standard-Fragen bzw. Probleme waren:

„Mein Baby will die Brust oder es Schreit“

Und ich bin den ganzen Tag nur mit Stillen beschäftigt.

Ja es gibt tatsächlich Tage, da hängen Babys nur an der Brust rum und das ist völlig normal (wird schlimmer zum Abend hin.)
War mir ehrlich gesagt nicht so klar vorher – hat mal wieder keiner drüber gesprochen 😉 Mit nur an der Brust meine ich tatsächlich mehr als 12 Stunden. Höchstwahrscheinlich befindet sich das Baby in einer Wachstumsphase bzw. braucht ab da an mehr Milch.. Es bestellt quasi seine Essensration für die nächsten Tage an der Brust. Zitat der Ärztin: „Baby will am nächsten Tag eine Pizza und ruft schon mal beim Lieferservice an um zu bestellen.  (Es kann auch sein, dass das Baby einfach nur Trost und Nähe sucht- egal warum es möchte an die Milchbar 24/7 und das ist völlig normal). Kleiner Tipp: Mach es dir extrem gemütlich. Ein Serien-Marathon ist eine schöne Sache und bei Netflix gibt es immer irgendetwas. Besonders passend: The letdown 😉

„Das Baby trinkt stundenlang und wird nicht satt“

Es gabt einige Nächte, da dachten wir die Zwillinge werden nicht satt. Sie wollten wieder stundenlang trinken und haben sich dann immer noch die Hand in den Mund gesteckt. Völlig verzweifelt und unter Tränen( ich , Superdad meinte „Das ist doch nicht schlimm“) haben wir Ihnen dann Prenahrung gegeben. Die angebotene Prenahrung zischten die Katzen weg, als hätten sie Wochenlang nix bekommen. 

Und danach? Richtig- Sie schliefen endlich für ein paar Stunden. Für uns der Beweis: die Milch reicht nicht. Was sagt die Ärztin dazu: „Ja stellen sie sich vor es ist Weihnachten. Sie haben sehr gut zu Abend gegessen, aber danach kommt noch ihr absolutes LieblingsDessert. Auch das werden sie dann noch essen und dann völlig komatös auf der Couch liegen, oder? Gebraucht hätten Sie das Dessert nicht, geschmeckt hat es Ihnen trotzdem aber ob es Ihnen gut getan hat, ist eine andere Frage.“ Ich konnte dieses Beispiel gut nachvollziehen – mit mir kann man echt nicht zum All you can eat gehen- da mir danach immer stundenlang schlecht ist… Seitdem gab es bei uns übrigens nie wieder Prenahrung.

Koffein in der Stillzeit?

Ich bin bekennender Fritz-cola Junkie und habe den Kinderintensiv Arzt gefragt: Koffein ja oder nein? Seine Antwort: „Um Gottes Willen. Klar dürfen Sie Kaffee und Cola trinken. Essen Sie Was sie glücklich macht; bloß nicht diäten und kein Alkohol Drogen und Nikotin!!“

Bei Fragen einfach fragen.

Oh ja wenn ich ein Problem habe, befrage ich auch gern Google und lande in irgendwelchen Foren.. Zeitverschwendung.. Stillunsicherheiten sind sehr individuell – sprich mit wirklichen Fachleuten. Kennst du La leche Liga ??

Dort kannst du Stillberaterinnen kostenlos anrufen. Einfach über deine PLZ nach Beraterinnen suchen. (Dieser Service ist kostenlos)

Zwillingsparallelstillen

Ich denke für mich war der Beste Tipp: Erst eins dann 2. Ich habe zu Beginn immer nur ein Baby auf dem Zwillingsstillkissen gestillt ( in der Fußballerposition). Das andere hat abgepumpte Muttermilch oder Prenahrung bekommen. Als ich mich sicher genug gefühlt habe, habe ich das 2te dazu genommen. Ich denke wirklich gerade für Still-Anfängerinnen ist dieser Tipp sinnvoll. Überforderung muss ja nun wirklich nicht auch noch sein.

Druck raus.

Raus aus dem GedankenKarussell. Man ist kein Trottel oder Versager nur weil das mit dem Stillen nicht klappt oder geklappt hat und schon gar nicht ist man eine Rabenmutter. Ja klar Muttermilch ist das Beste. Aber nur wegen Prenahrung geht die Welt nicht unter. Als ich geboren wurde (im Osten) war es modern Prenahrung zu geben. Man ist davon ausgegangen, dass die sogar besser ist als Muttermilch. Heute weiß man es besser. Dennoch hat sich aber auch die Prenahrung in Ihrer Zusammensetzung verbessert und aus Flaschenkindern kann schon auch was werden 😉 Ich finde mich und viele ungestillte Freunde jedenfalls ziemlich gesund und ganz normal. Also „KEEP CALM AND SNUGGLE YOUR CUTE Little BABY“