Stillen. Eine Liebesgeschichte? Nicht so richtig…
Nein- dieser Artikel wird keine Hommage ans Stillen. Vielleicht sogar ganz im Gegenteil. Mir ist klar, dass das Stillen ein sehr emotionales Thema ist und für mich als „Wannabe-Neu-Autor“ eine ganz schöne Herausforderung hier die richtigen (diplomatischen) Worte zu finden. Aber ich begebe mich auf dieses Glatteis und beschreibe euch meine Gedanken dazu.
Ganz ehrlich – ich weiß nicht wie oft ich beim nächtlichen stillen bei Google nach: „Wie lange muss man stillen? Stillen- ist das wirklich so viel besser als Prenahrung? Welche Vorteile haben meine Babys vom Stillen? Wie Lange muss man durchhalten? Kein Bock auf Stillen. Ich hasse stillen. usw“ gesucht habe. Ich tat mich unglaublich schwer. Dabei hatte ich noch nicht einmal blutige Brustwarzen. Ich bin mir ziemlich sicher – hätte ich welche gehabt oder einen schmerzhaften Milchstau hätte ich bestimmt aufgegeben.
Aufgegeben. Wie das schon wieder klingt. Als wäre man bei irgendwas gescheitert. Tzzz . Aus meiner Sicht wird um das Stillen für die Mutter ein enormer Druck aufgebaut. Jedenfalls habe ich es so empfunden. Gut viele Menschen glauben, dass man Zwillinge nicht so gut stillen kann, daher lastet der Druck hier vielleicht nicht ganz so stark aber dennoch. Sobald man negative Aspekte übers Stillen im Internet sucht – kommt meist als erster Satz vieler Artikel: Jede Frau kann stillen. Es gibt nur ganz wenige medizinische Gründe warum das nicht klappt bla bla bla oder so ähnlich.
Wenn ich mich darüber belesen habe, wieviel Prenahrung ein Säugling braucht, habe ich mich des Öfteren an die ekligen Warn-Bilder auf Zigaretten-Packungen erinnert gefühlt. Achtung! Prenahrung kann tödlich sein. Denken Sie gar nicht darüber nach. Allein das sie Googlen und Muttermilch in Frage stellen ist schon ein Kapitalverbrechen. Denn Muttermilch ist das einzig Wahre. Du bist eine Rabenmutter, wenn du nicht stillst. Und wenn du dein Baby nicht stillst, bekommt es Allergien, wird Fett und übergewichtig und kann nicht fliegen usw. Ist natürlich ein wenig übertrieben – aber nur ein wenig. Ist schon ein wenig Mafia-mäßig. Ja auch den Begriff Still-Mafia habe ich gegoogelt. Solltet ihr auch mal tun- sehr lustige Geschichten findet man da.
Muttermilch ist das Beste. Dieser Satz schon. Mega plakativ. Und viel zu einfach. Ja klar Muttermilch ist höchstwahrscheinlich die beste Ernährung für ein Baby. Prenahrung ist ja immer gleich zusammengesetzt während die Muttermilch individuell ist. Zudem enthält Muttermilch beispielsweise Antiköper und sorgen für einen Immunschutz gegen gewisse Krankheiten. Also bietet Muttermilch auch einen medizinischen Vorfall. Soweit so gut. Doch wie groß ist der? Wenn die Mutti sich mit dem Stillen nicht wohl fühlt und sich total stresst- dann werden Stresshormone gebildet. Landen die in der Muttermilch? Was haben diese Stresshormone für Auswirkungen auf das Baby??
Kennt ihr das Sprichwort: Happy wife- happy life!? Ja das gilt eigentlich für Ehemänner, aber ich bin einfach der Meinung, eine zufriedene glückliche Mutti ist besser für das Baby als eine gestresste, unglückliche und übermüdete aber stillende Mutti.
Wenn mir Freundinnen berichten von „Abgestillt“ weil xy, dann höre ich immer ihr schlechtes Gewissen heraus. Ich rede ihnen dann immer gut zu und habe wirklich niemals irgendwas Negatives darüber gedacht. Ist halt einfach so. Das Leben des Babys wird dadurch aus meiner Sicht nicht besser oder schlechter.
Was mich am Stillen gestört hat
Natürlich habe ich mich oft gefragt, was mich beim stillen eigentlich stört bzw. gestört hat? Zunächst erstmal die Alleinverantwortung. Superdad macht seine Sache mit unseren Minikatzen echt gut und hat meist ein ruhigeres Händchen als ich. Beim Stillen kann er mir natürlich nicht helfen und plötzlich muss ich da alles allein entscheiden. Ich persönlich spüre nicht ob sie noch trinken oder nur noch nuckeln. Heißt die Minikatzen werden irgendwann von mir abgedockt, sonst würden sie 24 h an der Milchbar rumhängen. Heißt in mir lauert immer, wenn sie schnell wieder Hunger haben- hmm haste wohl nicht lang genug trinken lassen. Auch ich muss in der Nacht alleine entscheiden – wecke ich den anderen, oder halte ich Zwilling 1 hin. Uns ist das Parallelhalten der Zwillinge extrem wichtig auf der anderen Seite tut es mir schon manchmal echt leid, wenn ich einen Zwilling wecken muss. Ein Einlingsbaby wird in der Nacht auch nicht mehrmals geweckt. Hört sich jetzt vielleicht alles lächerlich an . Aber wenn man tagelang nicht ausreichend geschlafen hat, dann fühle zumindest ich mich manchmal ein wenig „brain-death“ und kann gefühlt nicht mal entscheiden ob auf meinem Toast Erdbeer oder Aprikosenmarmelade landen soll.
Ich genieße inzwischen kleinere Ausflüge ohne die Minikatzen. Es stresst mich allerdings, dass ich als Milchbar nun mal wieder zur Fütterung da sein muss. Heißt mir bleiben maximal 3 h. (wenn ich direkt nach dem Stillen los ziehe).
Das bedeutet vor allem aber für mich Nie mehr als 3 h Schlaf am Stück (vorrausgesetzt Superdad bringt die Mäuse zurück ins Bett und ich schlafe direkt ein). Und das schlaucht mich sowas von. Echt. Vielleicht bin ich für sowas schon zu alt. Ich war schon immer ein guter Schläfer und brauchte viel davon. Selbst als feierwütige Studentin konnte ich nicht mal eine Nacht ohne mindestens 6 h Schlaf auskommen ( im Zweifel mussten Vorlesungen geschwänzt oder in der Vorlesung geschlafen werden). Und was ist jetzt? Seit 4 Monaten nie mehr als 3 h am Stück . Es gab ein paar Ausnahmen. In ein paar Nächten hat Leo die 1 uhr Fütterung durch Prenahrung ersetzt.
Zwimilch (das ist die Kombination aus Prenahrung und Muttermilch) wäre eine Traumlösung, aber in meinem Fall wurde dadurch die Milch weniger und man sagt, dass Zufüttern der Beginn ist vom Abstillen. Und Abstillen wollten wir ja nicht – schließlich ist Muttermilch ja das Beste…
Abstillen. Oh wie oft habe ich darüber nachgedacht. Unzählige Male. Aber irgendwas ist bei mir im Unterbewusstsein von der – ich nenne es mal Muttermilch- Ist-Das Beste-Kampagne hängen geblieben. Gerade meine viel zu früh geborenen Twins sollten Muttermilch bekommen zumindest mindestens 3 Monate (meine Literaturrecherche hat ergeben, dass 3 Monate medizinisch einen gewissen Vorteil bringt). Ich zählte die Tage bis Sie 3 Monate wurden. Leider konnte ich nichts darüber herausfinden, ob die magische 3 Monate-Stillen Grenze nach Geburtstermin oder nach Entbindungstermin überschritten wird.
Manchmal hilft eine gute Beratung
War dann auch egal. Denn wir hatten einen Termin bei einer Ärztin vom SPZ (SPZ= Sozialpädiatrisches Zentrum, durch die Frühgeburt der Zwillinge werden wir da seit unserer Entlassung begleitet). Die Frau war einfach super bzw. ich fühlte mich von ihr sehr verstanden und kam mit Ihrer Art sehr gut klar. Zunächst ermunterte Sie mich noch ein wenig durchzuhalten – die angenehmen Momente des STillens werden kommen. Eben wenn beide Parteien sich wirklich miteinander eingespielt haben und wissen wie es läuft.
Der 2te Ratschlag war sich das Stillen so angenehm wie möglich zu machen. Die Ärztin meinte, Sie hatt sich in ihrer Stillzeit immer ne schöne Serie angemacht, einen besonders leckeren Tee gekocht und etwas Schokolade bereit gestellt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nachts nicht mehr den TV an, da wir dachten die Katzen können dann nicht ordentlich schlafen. Also habe ich nach diesem Termin wieder mit Tv gucken in der Nacht angefangen und zusätzlich mit Instagram. Mein Handy nehme ich nicht mit ins Bett sondern es bleibt liegen in der „Stillzentrale“ – heißt wenn ich selbst gerade einen Post auf Instagram reingestellt habe – freue ich mich zT in der Nacht aufs checken wie viele Likes ich habe 😉
Der für mich wichtigste Punkt war allerdings der folgende: Stillende Muttis sind stressresistenter und fühlen sich nicht so müde. Die Ärztin hat von einer Freundin berichtet, die abgestillt hat und danach über viel mehr Müdigkeit geklagt hat als zuvor. Das klang für mich schon logisch – klar durchs Stillen werden nun mal Hormone in der Mutter freigesetzt, welche einen Einfluss auf die Gemütslage der Mutter haben. Irgendwie denke ich ja Kinder mit Flasche schlafen schneller durch, aber das ist nirgends eindeutig belegt. Also begann mein Gedankenkarussel: Hmmm ich stille ab, Katzen haben trotzdem alle 3 h Hunger und ich habe keinen Hormonantrieb mehr und mir geht es vielleicht dann noch schlechter / müder als sowieso schon.
Zudem hatte ich Bedenken unseren größten Joker aufzugeben. Wenn die Katzen manchmal ganz aufgeregt werden und sich richtig einschreien – hilft gar nix – außer sie anzulegen. Das Stillen ist also irgendwie mein Sicherheits-Wenn-gar-nix-mehr-hilft-Anker. Und ich bin ja bald allein mit Ihnen zu Hause. Da bin ich sehr froh, dass ich beide GLEICHZEITIG zu Not anlegen kann und Ruhe ist. (Vielleicht funktioniert das auch mit Prenahrung, aber das kann ich nicht sicher wissen.)
Status quo
Seit diesem Termin im SPZ sind nun ca. 1,5 Monate vergangen und ich stille immernoch.
Es ist ewig her, dass ich gegoogelt habe „wie lange stillen usw“ und ich denke derzeit (die Mäuse sind 4,5 Monate) nicht ans abstillen. Ich denke zwar nie Hurrar! wieder 3 Stunden um und ich darf Sie endlich wieder stillen, aber es ist einfach ganz in Ordnung gerade. Das einzige wodran ich mich immer noch nicht so richtig gewöhnt habe, ist dieses ständige Oben – Ohne -Sein. Ich mochte das Gefühl noch nie so richtig und schlafe eigentlich selbst am liebsten im BH. Hinzu kommt, dass meine Brüste derzeit natürlich viel größer sind und die Schwerkraft schlägt auch ordentlich zu 😉 (Ihr versteht schon,oder?) Nun verbringe ich echt viel Zeit in der Wohnung „oben ohne“.. Stillbhs sind Toll aber zusammen mit dem obendrüber ist mir das manchmal zuviel Gewusel und Alles hängt auf halb 8, so dass es ohne doch besser ist. AHHHHH das muss ich mir schön reden. Zwar oben ohne aber wenigstens muss ich keine Flaschen sauber machen 😉
Eine Antwort
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